Ich habe ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Vater

 

Meine Klientin schrieb mir eine E-Mail mit folgendem Anliegen:

„Es bricht mir das Herz, wenn ich mit meinem Vater telefoniere und er traurig wird, wenn wir sprechen, weil ich zu wenig Zeit für ihn habe.“

Der Vater ist in Pension, gesund und er vermittelt ihr ein schlechtes Gewissen, wenn sie am Wochenende nicht zu Besuch kommt, am Telefon kurz angebunden ist oder nicht bereit ist, ihre Freizeit mit ihm zu verbringen.

Die Klientin arbeitet die ganze Woche im Ausland, hat selbst einen Mann, Freundschaften, die sie pflegen möchte, Schwiegereltern, denen sie auch einen Besuch von Zeit zu Zeit abstatten will und da sind ihre Eltern, die ihr das Gefühl vermitteln, zu wenig Zeit für sie zu haben.

Das sind ihre Gedanken. Das ist ihre Wahrheit. Mit diesem Anliegen kam sie zu mir.

 

Ein Genogramm hilft weiter

 

 

Meine Klientin erzählte mir Geschichten vom Leben mit ihren Eltern und für mich zeigt sich „eigentlich“ ein wunderschönes Bild eines Familiensystems

Doch was geht in ihrem Kopf vor?

Ist es nur IHRE Wahrheit?

 

Unbewusst laufen Programme aufgrund alter Muster, denen wir auf den Grund gehen können.

Die Aufstellung hat gezeigt, dass es nur in ihrem Kopf war, zu wenig Zeit für die Eltern zu haben, speziell für den Vater. Sie sprach gegenüber dem Vater, wie wenn er ihr Sohn wäre. Dies wurde ihr erst bei mir bewusst. Sie beschrieb Situationen, wo sie auch ihr Mann immer wieder erinnerte: „Das meint dein Vater doch nicht so!“

Es gab auch Situationen, wo sie sich als Tochter „über“ die Eltern stellte. Sie denkt, sie müsse für sie sorgen, für sie da sein. So hat sie diese Rechnung im Gasthaus bezahlt, obwohl sie ihre Eltern einladen wollten, etc.

 

Ich gehe meiner Hypothese nach….

 

Diesem Gefühl, dass sich die Tochter ÜBER ihre Eltern stellt, dem wollte ich nachgehen.

Die Aufstellung mit Sesseln begann. Die Sesseln selbst, so wie sie aufgestellt wurden, „sprachen“ für sich. Meine Klientin wurde einiges sofort nach dem Aufstellen klar.

Diese Beobachtung in der Aufstellung hatte zur Folge, dass sie die letzten Jahre Revue passieren ließ und mir Recht gab. Sie stellte sich als die Erwachsene hin, machte dadurch den Vater zum „Kleinen“.  Sie war die Große, er der Kleine.

Dies bringt Unruhe in ein System.

Es gibt im Familiensystem Hierarchien.

Die Eltern geben, die Kinder nehmen. (mit Ausnahmen)

Die Eltern sind die „Großen“, die Kinder die „Kleinen“.

 

In diesem Fall hat sich die Tochter über ihre Eltern gestellt, wenn auch nur unbewusst. In der Familienaufstellung kam dies an die Oberfläche. Daran kann nun gearbeitet werden. Das ist meiner Klientin klar geworden.

Aus diesem Grund sah sie auch in ihrem Vater das verletzte Kind, welches ihre Aufmerksamkeit forderte. Doch das war ihr Glaube, nicht der Glaube ihres Vaters.

Der Mann meiner Klientin wollte ihr das immer vermitteln, doch sie war anderer Meinung und konnte „nicht aus ihrer Haut“

 

In Zukunft will sie ihr Verhalten ändern

 

Aufgrund dieses Bewusstwerdens eines Musters möchte sie sich ändern.

Diese Aufstellung brachte ans Tageslicht, wer welche Rolle wie spielt und was in diesem Familiensystem läuft.

In Zukunft möchte meine Klientin klar kommunizieren, dass sie das Wochenende mit ihrem Mann oder Freunden verbringen will, ohne schlechtes Gewissen.

Sie wird sich bewusst machen, ihr Vater ist erwachsen, er ist der Vater, nicht ihr Sohn. Er braucht nicht unbedingt die Gesellschaft seiner erwachsenen Tochter am Wochenende.

Es wird ein Lernprozess für sie, wahrscheinlich weniger für den Vater. 😉

 

Es geht hier um die klare Vermittlung ihrer Bedürfnisse. Sie ist „das Kind“, das sich nicht um ihren Vater zu kümmern braucht. Das darf SIE sich SELBST eingestehen, denn so wie sich in der Familienaufstellung gezeigt hat, ist es nicht der Vater, der darauf drängt, „bespaßt“ zu werden.

Oft hat man selbst völlig andere Anschauungen/ Glaubenssätze als das Gegenüber, das kommt in Aufstellungen auch immer wieder schön zutage.

Du willst auch mehr in deinem Leben erreichen?

 

Wie sieht das bei dir aus? Welche Rolle übernimmst du in deinem Familiensystem?

Brauchst du Unterstützung in einem Lebensbereich?

Ich bin für dich da!

Schreibe mir:

 

Alles Liebe und viel Gesundheit wünscht Dir,

Petra Aurora